Matthias, du bietest am Haus der Familie
einen Abend für Väter von Sternenkindern an. Wie bist Du dazugekommen?
Das war ein eher unkonventioneller Weg. Ich leite
eine Praxis für Naturheilverfahren, Osteopathie und Traumatherapie. Und meine Frau ist Hebamme und auch in unserer Praxis tätig. Das heißt, ich arbeite schon lange mit Familien mit Kinderwunsch,
mit Schwangeren, aber auch mit Familien, bei denen ein Kind gestorben ist. Ich arbeite in der Elternschule auch mit angehenden Vätern im Kontext von Geburtsvorbereitungskursen und merke, wie gut
es den Männern tut, dass es um ihre Belange geht. Und es hat sich gezeigt, dass es auch einen Bedarf für Väter von Sternenkindern gibt. Männer trauern auch, aber manchmal anders als
Frauen.
Was erwartet denn die Väter, die sich für
den Abend anmelden?
Ich möchte den Vätern, die ein Kind so früh
verloren haben, die Möglichkeit geben auf ihre eigene Art und Weise mit dem Geschehenen umzugehen. In der Paarbeziehung können Väter erleben, dass Ihre Partnerin vielleicht anders trauert. Aber
es gibt kein Wertesystem, wer wie richtig oder falsch trauert. Das wichtigste ist vielleicht, dass jeder was sagen kann, aber keiner was sagen muss. Es soll eine Möglichkeit sein, dass die Väter
sich mitteilen können. Gemeinsame, einschneidende Erfahrungen können verbindend sein.
Warum willst du mit den Männern
“unterwegs” sein?
Ich bin sehr gerne in der Natur unterwegs. Das
Schöne an der Bewegung in der Natur ist, dass man reden kann, aber man kann auch schweigen. Und schweigen, muss nicht bleiern sein, sondern es kann passend sein. Und manchmal ergibt sich auch ein
Gespräch sofort und manchmal erst nach einiger Zeit, so wie es passt.
Wie nimmst du in deiner Arbeit in der
Praxis die Trauer von Männern wahr? Mir wird immer die Frage gestellt, ob Frauen anders trauern als Männer? Was würdest du aus der männlichen Perspektive sagen?
Jeder trauert und hat seine eigene Geschichte. Je
nachdem welche Erfahrungen wir im Leben schon gemacht haben, wie wir gelernt haben, mit Gefühlen umzugehen, was wir für ein Typ sind, gehen wir anderes mit Trauer um. Es hat auch mit
Rollenbildern zu tun, wie Mann und Frau mit Trauer umgehen. Häufig trauern Frauen offensichtlicher und es fällt es ihnen oft leichter das anzusprechen. Männer sind im Funktionsmodus,
weiterzuarbeiten, die Familie zu ernähren, zu funktionieren. Auch die Bindung ist anders: Frauen sind mit ihrem Kind schwanger und erleben die körperliche Veränderungen. Bei Vätern kommt die
Bindung erst später. Aber das heißt nicht, dass Männer deswegen nicht traurig sind.
Was würdest du Vätern von Sternenkindern
sagen, die zögern, sich für so ein Gruppenangebot anzumelden?
Es gibt den Spruch geteiltes Leid ist halbes Leid.
Es kann erleichternd sein in Kontakt mit anderen Männern zu sein, die wissen, wie es einem gerade geht. Ob dann sofort darüber gesprochen wird, oder ob man nur die Zeit miteinander teilt, muss
zuerst mal gar nicht von Bedeutung sein. Und mal schauen was dann passiert.
Vielen Dank, Matthias, für das Gespräch!
Matthias Hesselmann bietet einen Abend mit Begegnung , Gespräch , Bewegung und der Möglichkeit auf weitere Treffen an. Aktuelle Termine findet ihr unter www.hausderfamilie.de/sternenkinder