Bei deinem Baby wurde kein Herzschlag mehr festgestellt oder die Geburt muss aus anderen Gründen so vorzeitig eingeleitet werden, dass dein Baby nicht lebend zur Welt kommen wird.
Ab in etwa der 14. Schwangerschaftswoche wird eine vaginale Geburt eingeleitet, wenn das Baby nicht mehr lebt oder andere Gründe für eine vorzeitige Beendigung der Schwangerschaft sprechen. Die Vorstellung, das Baby vaginal zu gebären, ist im ersten Moment oft absurd und viele Frauen haben den Impuls: Das kann ich nicht! Das will ich nicht! Ich möchte einen Kaiserschnitt.
Aber aus Erfahrung wissen wir, dass es ein heilsamer Prozess sein kann, diese Geburt tatsächlich zu durchleben. Es hat sowohl medizinische Gründe, denn eine nicht notwendige Operation stellt ein unnötiges Risiko für die Mutter dar. Aber auch die emotional psychische Ebene ist relevant, denn mit der Geburtserfahrung beginnt bereits die Trauerverarbeitung und oft melden Frauen im Nachhinein auch zurück, dass sie Stolz empfinden, diese Geburt mit ihrem Baby geschafft zu haben. Auch wenn es im Vorfeld seltsam klingt: eine stille Geburt kann schön und friedlich sein. Das setzt eine gute und einfühlsame Begleitung und Rahmenbedingungen voraus, die wir allen Eltern wünschen.
In der Regel werdet ihr in eine Klinik gehen, um das Baby zu bekommen. Es gibt aber auch Hebammen, die stille Geburten zuhause oder im Geburtshaus begleiten. In der Klinik fragt bitte unbedingt nach einem Einzel- oder auch nach einem Familienzimmer, damit deine Partner:in dich begleiten kann.
Wichtig ist- nach der Diagnose, dass kein Herzschlag mehr zu finden ist, habt ihr immer noch Zeit. Ihr könnt nach Hause fahren und die schockierende Diagnose sacken lassen. Ihr könnt euch noch mal in eure vier Wände zurückziehen, und ihr könnt noch einige Dinge einpacken, die in der Klinik bei der Geburt hilfreich sein können:
Wenn die Geburt eingeleitet wird, kann es ganz unterschiedlich lange dauern, bis die Wehen tatsächlich losgehen. Überleg mit deinem/r Partner:in, wie ihr diese Zeit gut überbrücken könnt. Was könnte euch jetzt gut tun? Sind es eher innige Gespräche mit deiner Vertrauensperson oder Ablenkung? Könnt ihr euch bewegen oder wollt ihr allein für euch im Zimmer sein?
Überlegt gemeinsam mit dem medizinischen Personal, welche Schmerzmittel für dich in Frage kommen und was dir wichtig ist? Möchtest du möglichst wenig von der Geburt spüren oder tut es dir gut, den Schmerz der Trauer körperlich empfinden zu können in den Wehen? Welche Möglichkeiten gibt es? Lass dich aufklären, welche Medikamente geeignet sind, deine Schmerzen zu lindern, aber dich trotzdem möglichst klar sein lassen in der Zeit nach der Geburt deines Babys, damit du die kostbare kurze Zeit mit deinem Kind bewusst wahrnehmen kannst.
Wenn du noch keinen Geburtsvorbereitungskurs hattest, kannst du dir vielleicht von deiner Hebamme vor Ort eine kurze Einführung geben lassen?
Überlegt euch, wie die Begrüßung eures Kindes nach der Geburt aussehen könnte. Könnt ihr euch vorstellen, euer Baby direkt auf die Brust zu legen oder auf den Arm zu nehmen? Gibt es Ängste und Vorbehalte, euer Baby anzusehen? Die Erfahrung hat gezeigt, dass Eltern von still geborenen Kindern es besonders im Nachhinein sehr schön und wichtig finden, ihr Kind gesehen und vielleicht auch gehalten, gestreichelt und getragen zu haben.
Lasst euch von den Geburtsbegleitern erklären, wie euer Baby wahrscheinlich aussehen wird entsprechend der Schwangerschaftswoche, in der es zur Welt kommt. Besonders im 2. Trimester sind die Babys noch sehr zerbrechlich und klein und die Haut ohne Fettschicht ist dunkel und rötlich. Das ist aber ganz normal und ihr dürft sie trotzdem anfassen und streicheln.
Gerade in diesen früheren Wochen empfiehlt es sich, nach der Geburt die Wassermethode anzuwenden. Dafür werden die Kinder in eine vorbereitete Schale mit kaltem Wasser gelegt. Das klingt erst einmal seltsam, aber die Kinder sind auch im Mutterleib im Wasser und sind dort gut aufgehoben. Der Vorteil der “Wassermethode” ist, dass gerade die Kleinen im Wasser stabil bleiben und ihr euer Kind auch trotz seiner empfindlichen Haut gut berühren könnt. Ihr könnt es aber auch immer wieder aus dem Wasser nehmen und halten.
Wichtig ist: wie ihr die Begrüßung und den Abschied von eurem Baby gestaltet ist wirklich eure Sache als Eltern: ihr bestimmt die Intensität und das Tempo.
Ihr habt Zeit nach der Geburt. Ihr dürft euch die Zeit nehmen. Und natürlich ist die Zeit mit eurem Baby trotzdem begrenzt. Überlegt, welche Erinnerungen ihr in dieser Zeit schaffen wollt:
Im 2. Trimester wird meist bald nach der Geburt eine Operation nötig sein, um die Plazenta zu entfernen, wenn diese sich nicht von selbst löst. Außerdem wird ab der Mitte der Schwangerschaft nach der Geburt in der Regel der Milcheinschuss ausgelöst, so dass du dir über Abstillmöglichkeiten Gedanken machen musst. Frag bitte unbedingt deine Hebamme, welche Möglichkeiten es gibt und wie und ob sie dich dabei begleiten kann.