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Interview mit Sternkindfotografin Petra Rühle

Fotografin Petra Rühle  arbeitet ehrenamtlich als Sternenkindfotografin für @deinsternenkind.

 

Janina: Wie bist du zur Sternenkindfotografie gekommen?

 

Petra: Ich habe schon länger ehrenamtlich fotografiert, zunächst für das ambulante Kinderhospiz in München. Themen mit sozialem Hintergrund haben mich immer interessiert. Eine Freundin, die an Krebs erkrankte, habe ich über eine längere Zeit fotografisch begleitet. So kam es irgendwann auch dazu, mich mit Sternenkindfotografie auseinanderzusetzen.

 

Über die Organisation „Dein Sternenkind“ kann man sich als Fotograf:in registrieren. Man bekommt dann eine App, über die man informiert wird, wenn in der Nähe ein Sternenkind zu fotografieren ist. Wenn ich Zeit habe, klicke ich auf „grün“ in der App – dann kann ich in die Klinik fahren, sofern nicht jemand anderes schneller ist. Es gibt viele Fotograf:innen, teils sogar regelmäßige Stammtische zum Austausch. So bin ich zu dieser Arbeit gekommen.

 

Janina: Was ist deine Motivation, Sternenkindfamilien zu fotografieren?

 

Petra: Jedes Bild ist für mich besonders und wertvoll. Ich möchte zeitlose Bilder schaffen, die auch über die Jahre hinweg bedeutungsvoll sind. Fotos bieten einen Raum für alle Gefühle – man kann über sie weinen, lachen oder einfach innehalten und reflektieren. Für viele Familien sind die Bilder vielleicht wie eine Therapie. Ich wünsche mir, dass sie Eltern dabei helfen, zu trauern und Erinnerungen festzuhalten – manchmal ist es auch ein Ventil, um Gefühle zuzulassen und dann wieder im Alltag bestehen zu können. Auch ältere Frauen haben mir erzählt, dass sie sich früher genau solche Bilder gewünscht hätten, damit ihr Kind nicht vergessen wird.

 

Janina: Wie läuft so ein Termin als Sternenkindfotografin ab?

 

Petra: Die Situationen sind sehr verschieden. Manchmal sind die Eltern dabei, manchmal nicht. Es kann auch die ganze Familie kommen, mit Geschwisterkindern oder Großeltern. Wichtig ist mir, jede Situation ruhig, respektvoll und würdevoll zu gestalten – ich spreche auch manchmal mit dem Baby und erkläre, was ich tue. Die Atmosphäre ist friedlich und voller Wertschätzung für dieses kleine Wesen. Wenn die Familie dabei ist, spüre ich oft ganz viel Liebe im Raum – es ist ein besonderer Moment.

 

Janina: Mit welchen Herausforderungen bist du konfrontiert?

 

Petra: Man weiß nie genau, was einen erwartet – welche Familienkonstellation, wie die Atmosphäre ist, wie groß oder in welchem Stadium das Baby ist. Die App zeigt vorher zumindest das Schwangerschaftsalter und manchmal ein paar Hinweise, aber es bleibt ungewiss. Das alles nimmt einen natürlich emotional mit, gerade weil die App einem auch zeigt, wie oft Sternenkinder geboren werden. Ich kann und möchte deshalb nur so viele Einsätze übernehmen, wie ich persönlich verkrafte.

Janina: Wird für die Sternenkindfotografie Geld verlangt?

 

Petra: Nein, das ist eine ehrenamtliche Tätigkeit – für die Familien ist das immer kostenlos. Sollte jemand Geld verlangen, halte ich das nicht für seriös. Mir geht es darum, zu helfen und nicht darum, Profit zu machen.

 

Janina: Was wünschst du dir im Umgang mit Sternenkindern und ihren Familien?

 

Petra: Mir steht es nicht zu, mir als Fotografin etwas zu wünschen. Ich bin einfach dankbar, dass ich diese intimen Momente begleiten darf und sehe mich als Gast. Ich wünsche mir, dass Eltern sie selbst sein dürfen – schreien, weinen oder einfach fühlen, wie es ihnen entspricht, ohne sich schämen zu müssen. Noch wichtiger finde ich, dass Kliniken und das Umfeld sensibel sind und den Eltern genügend Zeit geben. Es soll kein Tabu sein, Sternenkinder zu fotografieren, und die Arbeit hat nichts mit Voyeurismus zu tun – im Gegenteil, sie bedeutet tiefen Respekt. Ich hoffe auf mehr gesellschaftliche Empathie und auf einen offenen Umgang mit dem Thema.

 

Janina: Möchtest du noch etwas hinzufügen?

 

Petra: Ich hoffe, ich konnte ein bisschen Einblick in meine Arbeit und meinen Antrieb geben. Jeder Einsatz ist besonders, es ist ein stilles und dankbares Begleiten. Mein Wunsch ist, dass betroffene Familien Unterstützung und Wertschätzung erfahren.